5G: Wie wahrscheinlich sind Spionage und Sabotage? | Wissenschaft | DW | 08.04.2019
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Wissenschaft

5G: Wie wahrscheinlich sind Spionage und Sabotage?

Keine Firma steht derzeit so in Verruf, den neuen Mobilfunkstandard 5G manipulieren zu wollen, wie der chinesische Konzern Huawei. Kann man mit 5G-Technik wirklich Firmen und Länder ausspionieren oder sabotieren?

Der chinesische Konzern Huawei baut Telekommunikationstechnik. Er liefert die Bestandteile für die Rechner, baut die Infrastruktur und entwickelt Programme, die 5G-Netzwerke so intelligent, schnell und effizient machen. Einige Betreiber argumentieren: Huaweis Technologien sind die besten. Andere sagen, es sind die günstigsten. Beides ist ein Grund, warum Europa fürchtet, ohne Huawei den Anschluß an das 5G-Netz zu verlieren.

Es gibt auch Wettbewerber für 5G, etwa Qualcomm aus den USA oder Ericsson und Nokia aus Skandinavien. Außerdem gibt es alternative Telekommunikationssysteme - von Glasfaserkabeln bis hin zum dichter werdenden Raster von Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn. Das alles muss künftig miteinander funktionieren. Keine Firma und kein Land wird das alleine dominieren können.

Relativ sicher

Für Marie Hogan, Leiterin der Mobilfunk-Strategie von Ericsson, ist 5G die derzeit sicherste dieser Technologien. 5G-Funkmasten etwa werden nur aktiviert, wenn sie gebraucht werden. Derzeitige Netzwerke sind immer aktiv und für den Datenverkehr offen - wie ein gekipptes Fenster, das Luft, aber auch Einbrecher reinlässt.

Mit 5G können in Fabriken Maschinen miteinander kommunizieren, ohne dass Daten das Gelände verlassen. Bislang müssen für eine einzelne Interaktion die Daten teils um die ganze Welt reisen. Unterwegs können sie von Hackern abgegriffen werden. Die neue Technologie erlaubt eine mobile Form des sogenannten dezentralisierten Edge Computings: Daten werden am Rande eines Netzwerks verarbeitet, an dem Punkt, wo sie entstehen, und sind deshalb - theoretisch - weniger angreifbar.

Firmen können auch sogenannte "slicing"-Techniken verwenden, um sensible Teile ihres Netzwerks von der öffentlichen 5G-Infrastruktur abzutrennen. Das würde das Risiko für Spionage oder Datenklau zusätzlich verringern.

Keine Beweise

Wer immer den 5G-Datenverkehr ausspionieren wollte, so Walter Haas, Technik-Chef von Huawei Deutschland zur DW, würde riesige Rechenzentren benötigen, um die Daten zu verarbeiten - schätzungsweise ein Terabyte pro Sekunde. Es wäre unmöglich, das geheim zu halten. 

In Europa wird Huaweis 5G-Technologie von Sicherheitsdiensten getestet. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat bisher "keine Belege" für Hintertüren zur Spionage oder Sabotageschalter ("kill switch") gefunden.

Das Britische Cybersicherheitszentrum listete jüngst eine Reihe von Sicherheitslücken auf und beklagte Huaweis mangelndes Engagement, diese auszuräumen. "Wenn ein Angreifer von diesen Schwachstellen weiß und genügend Zugang hat, um sie zu nutzen, können sie so den Netzwerkbetrieb beeinträchtigen", heißt es in dem Bericht. Dennoch glauben die britischen Experten nicht, dass diese Defekte "ein Resultat von Eingriffen durch den chinesischen Staat" seien.

Zumal es auch Sicherheitsstandards für mobile Netzwerke gibt, die von der internationalen Institution namens 3GPP mit Betreibern vereinbart werden. Einem Unternehmen wie Huawei würde es mehr schaden als nutzen, diese Standards zu ignorieren - zumal seine eigene 5G-Technik und Programmiersprache von 3GPP unterstützt wird.