DW-Produktion JaafarTalk im Irak musste nach Drohungen abgesagt werden | Presse | DW | 02.02.2023
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Presse

DW-Produktion JaafarTalk im Irak musste nach Drohungen abgesagt werden

Der in der arabischen Welt sehr populäre DW-Moderator Jaafar Abdul Karim und sein Team haben eine in Bagdad geplante Produktion unter dem Druck irakischer Regierungsvertreter absagen müssen.

 Im Zawraa-Park in Bagdad war die Aufzeichnung von JaafarTalk geplant.

Im Zawraa-Park in Bagdad war die Aufzeichnung von JaafarTalk geplant.

DW-Moderator Jaafar Abdul Karim und sein Team haben das Land am 2. Februar aus Sicherheitsgründen kurzfristig verlassen. „Es ist alarmierend, wie Journalisten im Irak behandelt werden“, sagt DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge. „Die Bedrohung unseres Teams und des Moderators Jaafar Abdul Karim durch Kräfte im Irak, die der freien Meinungsäußerung einen Riegel vorschieben wollen, ist nicht hinnehmbar. Die Sendung JaafarTalk erreicht Millionen von Menschen, weil die DW damit eine Plattform für in der Region wichtige Debatten bietet. Auch nachdem wir gezwungen wurden, diese Sendung abzusagen, werden wir weiter über die Entwicklungen im Irak berichten.“

DW Jaafar Talk Moderator Jaafar Abdul Karim

JaafarTalk und Moderator Jaafar Abdul Karim

JaafarTalk zählt zu den erfolgreichsten Talk-Formaten in der arabischen Welt. Die wöchentliche TV-Sendung der DW behandelt regelmäßig Themen, die in der Region ein Tabu sind. Dazu zählen etwa Verstöße gegen die Menschenrechte, die fehlende Gleichberechtigung von Frauen oder die Unterdrückung der LGBTQ+-Community. Auf TikTok ist JaafarTalk mit 1,4 Millionen Followern derzeit der erfolgreichste Kanal eines deutschen Medienunternehmens.  

In der aktuellen Sendung sollte es um Jugendarbeitslosigkeit, politische Partizipation und Frauenrechte gehen. Geplant war, sie im Zawraa-Park in Bagdads hochgesicherter Grünen Zone aufzuzeichnen. Zu Wort kommen sollten unter anderem Vertreter der irakischen Protestbewegung sowie Verantwortliche der Regierung. Auch rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer waren eingeladen.  

Im Vorfeld der geplanten Aufzeichnung kam es zu Drohungen gegen Abdul Karim. So veröffentlichte ein irakisches Medium auf Instagram ein Video, in dem es dem DW-Moderator vorwarf, „abnormales und perverses“ Sexualverhalten in Bagdad verbreiten zu wollen. Im Video wurden Ausschnitte aus früheren Sendungen von JaafarTalk gezeigt, in denen es um Homosexualität ging. Die irakischen Behörden wurden in dem Post aufgefordert, die geplante Aufzeichnung zu verhindern.  

Abdul Karim berichtete, er und sein Team seien danach von hochrangigen irakischen Verantwortlichen immer stärker unter Druck gesetzt worden. So habe Iraks staatliche Kommission für Kommunikation und Medien plötzlich eine Sonderdrehgenehmigung für die geplante Aufzeichnung verlangt, obwohl die sonst üblichen Genehmigungen im Vorfeld beantragt und erteilt worden waren.  

Am späten Mittwochabend verlangten Vertreter des irakischen Innenministeriums, Moderator Abdul Karim in seinem Hotel zu sprechen. Sie erklärten ihm, dass er ohne eine Sondergenehmigung nicht weiterarbeiten dürfe und bei Zuwiderhandlung mit einer Verhaftung rechnen müsse. Für seine Sicherheit könne die Regierung keine Garantie übernehmen.

Die Deutsche Welle hat bei der irakischen Botschaft in Berlin Protest gegen die Behandlung ihrer Mitarbeitenden und die Behinderung der journalistischen Arbeit eingelegt. „Diese massive Nötigung durch offizielle Behörden der Republik Irak ist eine beispiellose Einschränkung der Pressefreiheit“, heißt es in der Protestnote.

EINSCHRÄNKUNG DW Personenfoto | Corporate Communications | Carla Hagemann

Carla Hagemann

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