München – Welche Rolle spielt das Fernsehen bei der Vermittlung kultureller Werte? Das diskutierten Experten am 17. Oktober im Rahmen des European Television Dialogue in München - am Beispiel der Türkei
Der Film "Wut" könne auch in der Türkei gezeigt werden: Baha Güngör, Leiter des Türkischen Programms von DW-RADIO
Die Teilnehmer der Runde: Baha Güngör, Leiter DW-RADIO/Türkisch, Züli Aladag, TV-Regisseur (WDR-Film „Wut“), Murat Saygi, Leiter Broadcasting und Programming, Dogan TV & Radio, Finn Batato, Geschäftsführer des Werbezeitenvermarkters ARBOmedia. Die Moderation des Panels hatte Erkan Arikan, Leiter türkische Redaktion Funkhaus Europa, WDR. Die DW war Kooperationspartner des Medienkongresses.
„In der Türkei gibt es etwa 350 TV-Kanäle. Dieser Markt wächst ständig. Einige davon strahlen Programmteile gezielt nach Deutschland aus, um eine Bindung an die Türkei auftrecht zu erhalten“, so Murat Saygi. In Deutschland, gab Baha Güngör zu Bedenken, brauche man keine „Billig-Kanäle“ aus der Türkei, die wenig mit türkischem Leben oder Kultur zu tun hätten, viel hingegen mit „unappetitlichen Werbeblöcken“. Um ein aktuelles Bild von der Gesellschaft und der Kultur des jeweils anderen zu erhalten, brauche man andere TV-Formate, etwa den Fernsehfilm „Wut“, der auch in der Türkei ausgestrahlt werden könne, so Güngör weiter. Die Medien in der Türkei befänden sich allerdings insgesamt auf einem schlechten Weg. Hierfür seien mangelhafte Ausbildung und Preisdumping die Ursachen.
Das Podium auf dem European Television Dialogue - am Vortag der Medientage München
Murat Saygi bezeichnete den türkischen TV-Markt als „sehr wechselhaft“. Erfolg habe nur, so Saygi weiter, wer den Publikumsgeschmack genau treffe. Man solle das Publikum allerdings nicht unterfordern, so TV-Regisseur Züli Aladag. Provokationen wie der Film „Wut“, könnten zum gesellschaftlichen Diskurs beitragen. Mit Blick auf seinen Film „Wut“, den die ARD vor kurzem ausgestrahlt hatte, sagte Aladag: „Es gehört zur Gleichberechtigung in der Gesellschaft, dass man einen Ausländer nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter zu zeigen.“ Die Aufgabe, Qualitätsprogramme für in Deutschland lebende Migranten zu produzieren, sehe er allerdings eher beim deutschen Fernsehen, so Aladag weiter. Hierzu ergänzte Murat Saygi, dass es bereits Kontakte mit dem ZDF gebe.